Fahrsicherheit durch Assistenzsysteme
20.03.2018 | Redaktion Blog

Wenn Lkw Leben retten: Neue Technik für mehr Lkw-Sicherheit

Der Gesetzgeber möchte noch in diesem Jahr neue Regelungen für Lkw-Sicherheit beschließen. Mit neuer Technik an Bord sollen Lkw bald weniger Unfälle verursachen. 

Knapp 3000 Tote zählte das Statistische Bundesamt laut einem Bericht von n-TV im vergangenen Jahr. 3000 Tote zu viel, sagt der ADAC in einer Analyse neuer Assistenzsysteme. Schon jetzt sind Notbremsassistenten zur Verbesserung der Lkw-Sicherheit in den Fahrzeugen vorhanden. Diese können durch Sensoren den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sowie dessen Geschwindigkeit ermitteln. In Gefahrensituationen gibt das System akustische Signale ab, um den Fahrer zu warnen. Bei einer Notbremsung kann das System daneben auch eine stärkere Bremsleistung herbeiführen. Dieses sogenannte Advanced Emergency Braking System (AEBS) ist seit November 2015 EU-weit durch die Verordnung 347/2012 Pflicht für zugelassene Fahrzeuge über 8 Tonnen Gewicht.

Gesetzgeber unter Zugzwang

Aktuell schreibt die EU-Verordnung 661/2009 Notbremsassistenten vor, die die Geschwindigkeit des Lkw um zehn Kilometer pro Stunde senken. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde vor Aufprall kann das System so auf 70 Stundenkilometer abbremsen – immer noch eine hohe Geschwindigkeit mit großer Zerstörungskraft. Die Technik kann aber schon mehr. Systeme, die die Geschwindigkeit um mehr als 20 Kilometer pro Stunde senken sind bereits vorhanden. Der ADAC ruft deshalb dazu auf, diesen technischen Fortschritt auch zu nutzen. Die Große Koalition möchte noch in dieser Legislaturperiode auf diese Kritik reagieren. Während bislang nur Lkw mit Zulassung ab 2015 einen Bremsassistenten aufweisen müssen, sollen nun auch ältere und kleinere Lkw zum Einbau verpflichtet werden, berichtet die Verkehrsrundschau.

Szenen einer Großstadt. Lkw-Fahrer, parkende Autos und Fahrräder auf dem Radweg. Solche Situationen sind für alle Beteiligten nicht leicht einzuschätzen. Foto: Norbert Michalke

Lkw-Sicherheit auf Knopfdruck

Die schärferen Sicherheitsstandards für Lastwagen bringen aber nichts, wenn sie sich auf Knopfdruck deaktivieren lassen. Der Fahrer kann den Notbremsassistenten ausschalten. Dabei hält der ADAC dies für „unnötig und nicht sinnvoll“. Union und SPD wollen das nun ändern. Mit der Pflicht zu „nicht abschaltbaren“ Systemen, soll das Deaktivieren bald Geschichte sein. Somit soll der Verkehr dank verbessertem Einsatz der Technik bald noch sicherer werden.

Überleben im toten Winkel

Der Stadtverkehr: Die wohl größte Herausforderung eines jeden Lkw-Fahrers. Oft unberechenbar und chaotisch verlangt er vollste Konzentration: Ampeln, Beschilderungen, Gegenverkehr, Verkehr von der Seite, Fußgänger und Radfahrer. Vorschriften, wie groß das Sichtfeld des Truckers beim Manövrieren sein muss, gibt es allerdings keine, berichtet die Verkehrsrundschau unter Berufung auf den Verband Transport & Environment. Unterstützend gibt es jetzt den Blind-Spot-Assist (BSA) von Daimler. Der BSA erkennt über Blinker, Spurkamera und Lenkradbewegungen, dass der Fahrer abbiegen wird. Mit einer eingebauten Radarsensorik an der Beifahrerseite können Fußgänger und Radfahrer rechtzeitig erkannt werden. Im rechten Rückspiegel erscheint ein Warnsymbol. Bei Nichtbeachtung schlägt das System durch akustische Signale Alarm.

Der Blind-Spot-Assistant trägt zur Lkw-Sicherheit bei und ist auch während der Fahrt auf Autobahnen ein kluger Helfer. Bei Spurwechseln und Überholmanövern wird er automatisch aktiviert.

Ablenkungen minimieren – Konzentration maximieren

Wer dagegen lange auf monotonen Strecken fährt, kann schnell ermüden. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) berichtet, dass fast jeder fünfte Lkw-Unfall durch Übermüdung ausgelöst wird. Die kritischsten Zeiten seien nachmittags zwischen 14 und 17 Uhr und nachts zwischen 0 und 6 Uhr. Eingebaute Aufmerksamkeitsassistenten messen deshalb ab Motorstart das Lenkverhalten und erkennen Fahrspurverletzungen. Bei ersten Anzeichen von Unkonzentriertheit reagiert das System mit Displayanzeigen. Später folgen akustische Signale. Einzige Voraussetzung für die Nutzung des Aufmerksamkeitsassistenten ist, dass der Lkw über ein Lane Guard System (LGS) verfügt, dass die Fahrspur überprüft. Der Hersteller MAN bietet den Einbau des sogenannten AttentionGuard bereits an. Seit kurzem gehört der Aufmerksamkeitsassistent auch bei Scania-Fahrzeugen zur Grundausstattung, wie der Hersteller berichtet.

Handy, Kaffee, die neuste Zeitung oder gar ein Film? Lkw-Fahrer können das Unfallrisiko selber verringern. Auch wenn die Versuchung im digitalen Zeitalter wächst: Leben retten kann ganz einfach sein.

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