23.12.2015 | Olaf Thiel

Toll Collect Servicepartner können einfach mehr

Die rund 1.200 Toll Collect Servicepartner haben in diesem Jahr wieder bewiesen: Sie können mehr als andere. Bis Ende des Jahres haben sie 130.000 On-Board Units eingebaut. Grund genauer hinzuschauen…

2015 wurde in Deutschland die Lkw-Maut gleich zwei Mal erweitert: Zum einen sind seit 1. Oktober Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ZGG mautpflichtig und zum anderen gilt die Gebühr seit 1. Juli für weitere 1.100 Kilometer Bundesstraßen. Beide Änderungen führten dazu, dass sich viele Unternehmen mit ihren Fahrzeugen bei Toll Collect registrieren ließen, um danach die On-Board Unit für die automatische Mauterhebung einbauen zu lassen. Bis Ende November waren fast 200.000 Unternehmen bei Toll Collect registriert. Durch die Mautausweitung auf mittelschwere Lkw meldeten die Unternehmen rund 160.000 Fahrzeuge an. Davon wurden 130.000 mit einer On-Board Unit ausgerüstet.

Wir fragten den zuständigen Gruppenleiter bei Toll Collect, Gunnar Niemann, wie die Servicepartner das Arbeitspensum bewältigt haben, wie der Mautbetreiber die Werkstätten auf deren Aufgaben vorbereitet und bei der Arbeit unterstützt hat:

Blog: Herr Niemann, wie hat sich die Absenkung der Maut auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ZGG insgesamt ausgewirkt?
Niemann: Während von Januar bis Dezember 2014 der Montagebestand um rund 43.000 OBUs stieg, gab es in diesem Jahr bis Ende November bereits einen Anstieg um 128.000. Nur gut die Hälfte dieser OBUs wurde in Lkw mit weniger als zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eingebaut. Die Transportunternehmen haben auf die gute Konjunktur und die Mautausweitungen reagiert. Beim Kauf neuer Lkw entschieden sie sich seltener für abgelastete 11,99-Tonner. Wenn ohnehin Maut gezahlt werden muss, fiel die Kaufentscheidung häufiger zugunsten von Fahrzeugen mit größerer Nutzlast aus, zum Beispiel für 15- oder 16-Tonner.

Blog: Wie ist der Mautbetreiber das Projekt angegangen?
Niemann: Wir haben uns die neuen Fahrzeugtypen im Einzelnen angeschaut und den jeweiligen Arbeits- und Zeitaufwand für den Einbau der OBUs analysiert. Das heißt, wir haben richtige Arbeitszeitstudien in Auftrag gegeben, um eine reale Einschätzung vornehmen zu können.

Blog: Über wie viele Fahrzeugtypen sprechen wir denn?
Niemann: Insgesamt haben wir rund 20 neue Fahrzeugtypen betrachtet. Dabei schauten wir, wo die OBU eingebaut werden kann, wie das DSRC-Modul für die Kurzstreckenkommunikation angebracht oder wo die Kombiantenne installiert wird. Eine Menge Detailarbeit, bei der uns die Nutzfahrzeughersteller sehr unterstützt haben. Aus den Ergebnissen der Studien sind die Unterlagen entstanden, mit denen dann die Toll Collect-Außendienstmitarbeiter die Servicepartner vor Ort geschult haben. Mit all diesen Vorbereitungen begannen wir im Herbst 2014.

Blog: Was mussten die Servicepartner in diesem Jahr leisten?
Niemann: Die Absenkung der Mautpflicht auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen war eine große Herausforderung für alle! Allein von der Menge der OBU-Einbauten her. Darüber hinaus unterscheiden sich die mittelschweren Lkw teilweise sehr erheblich von den schweren Fahrzeugen. Das war ein ganzer Strauß von Aufgaben.

Blog: Wie haben die Servicepartner reagiert?
Niemann: Unsere Servicepartner haben super mitgezogen und mit besonderer Einsatzbereitschaft auf die Bedürfnisse ihrer Kunden reagiert. Die Werkstätten schrieben ihre Kunden direkt an, wiesen auf die Mautpflicht für die 7,5-Tonner hin und boten gleich Werkstatttermine an.

Blog: Wie haben Sie es geschafft, die Servicepartner mit den notwendigen Informationen zu versorgen?
Niemann: Wir arbeiten mit den Servicepartnern schon lange zusammen, mit dem überwiegenden Teil seit über zehn Jahren. Das ist ein erprobtes Netz mit gut funktionierenden Arbeitsstrukturen. Man kennt sich gut. Wir schulen die Monteure, die die OBUs einbauen, regelmäßig. Sie haben ihren direkten Toll Collect-Ansprechpartner. Und unser Außendienstteam hält regelmäßig Kontakt.

Blog: Und wenn die Werkstätten doch mal plötzlich eine Frage hatten?
Niemann: Vor Ort haben wir wirkliche Spezialisten, die ihr Handwerk einfach verstehen. Und wenn es Fragen gibt, können die Monteure hier bei Toll Collect anrufen. Unsere Techniker stehen dann bereit und klären die Fragen direkt am Telefon. Das Partner Service-Center arbeitet schon seit über zehn Jahren mit den Werkstätten zusammen. Auch diese Zusammenarbeit hat sich bewährt und ausgezahlt.

Blog: Wie haben die Werkstätten den Einbau geschafft, denn bei einigen Lkw dauerte es ja doch länger als bei den großen Fahrzeugen?
Niemann: In den Werkstätten wurde wirklich hart gearbeitet. Sehr gut sieht man das zum Beispiel an der Leistung, die sie am Sonnabend vor dem 1. Oktober erbracht haben: Da wurden 830 Fahrzeuggeräte eingebaut. Das sind so viele wie sonst an „normalen“ Wochentagen. Das ist eine tolle Leistung, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Einbausituation bei den kleineren und auch bei älteren Modellen eine völlig andere ist. Da müssen wirklich alle Kabel gezogen werden, alles ist Klein- und Handarbeit, das dauerte einfach länger. Hier half natürlich die gute Vorbereitung und Schulung.

Blog: Und wie groß war die Nachfrage nach OBUs in den Sommermonaten?
Niemann: Seit Mai stieg die Nachfrage kontinuierlich an. Und in diesem Jahr fiel das berühmte Sommerloch komplett aus. Die Servicepartner stellten sich sogar mit den Urlaubsplanungen darauf ein.

Blog: Wann gab es die höchste Zahl an Einbauten?
Niemann: Natürlich um den 1. Oktober herum. Da wollten viele Unternehmen noch schnell ein Fahrzeuggerät einbauen lassen. Das waren 12.600 OBU-Einbauten in sechs Tagen. Ein absoluter Rekord. Heute werden immer noch viele OBUs eingebaut und wir liegen deutlich über dem Niveau im Vergleichszeitraum 2014.

Blog: Wie hat eigentlich die Versorgung mit OBUs während dieser Zeit funktioniert? Ist es zu Engpässen gekommen?
Niemann: Nein, wir haben natürlich auch unsere OBU-Logistik auf diese Situation vorbereitet. Zum einem wurden zusätzliche Fahrzeuggeräte eingekauft, zum anderen wurde die Verteilung anders gesteuert. In den Spitzenzeiten hat das Logistikzentrum zweischichtig gearbeitet, um den Bedarf zu decken.

Blog: Wenn Sie heute ein Fazit ziehen, wie sieht es aus?
Niemann: Es war eine wirklich gute Zusammenarbeit im Sinne unserer Kunden. Der reibungslose Einbau der OBUs hat dazu beigetragen, dass der Mautstart für die Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ZGG insgesamt so geräuschlos verlief.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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