Lkw auf Autobahn
27.04.2018 | Olaf Thiel

Synthetische Kraftstoffe für den Lkw

Ungeachtet der jüngsten Entwicklungen bei Antrieben sehen Experten derzeit keine Möglichkeit, dass sich mittelfristig im Schwerverkehr eine Alternative für Verbrennungsmotoren durchsetzt. Eine Lösung wären synthetische Kraftstoffe.

Die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie befindet sich derzeit in einem großen Umbruch. Die Herausforderungen rund um vernetztes und automatisiertes Fahren stellen die Hersteller und Zulieferer ebenso vor große Aufgaben wie die Weiterentwicklung klimafreundlicher Antriebe. Uneins sind sich Politik, Industrie und Wissenschaft immer noch darüber, ob es den einen technologischen Königsweg gibt oder mehrere Möglichkeiten: Hybridantriebe, Elektromobilität, die Brennstoffzelle.

Rückwärtsgewandt wirkt da fast der Blick auf die weitere Verwendung von Verbrennungsmotoren. Nicht aber, wenn synthetische Kraftstoffe für den Antrieb sorgen. Große Hoffnungen setzen Industrie und Wissenschaft dabei unter anderem in die sogenannten E-Fuels – der englische Fachbegriff für synthetische Kraftstoffe. E-Fuels werden mit Hilfe von Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt. Stammt die Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne und Wind, dann sind diese sogar klimaneutral in ihrer Herstellung.

Synthetische Kraftstoffe als Alternative zum Batterieantrieb

Der große Vorteil ist: Synthetische Kraftstoffe lassen sich mit den etablierten Verbrennungsmotoren nutzen. Beigemischt zu konventionellem Benzin oder Diesel sind zum Teil nicht einmal technische Anpassungen nötig. Damit bieten sie eine langfristige Lösung, wo es derzeit keine Alternativen zu konventionellen Kraftstoffen mit hoher Energiedichte gibt. Dies ist beispielsweise bei Lkw, Flugzeugen oder großen Schiffen der Fall.

Denn auf absehbare Zeit ist beispielsweise die Leistung von Batterien den herkömmlichen Kraftstoffen weit unterlegen. Stadtbusse und Transporter für die Innenstadt werden bereits auf batterieelektrische Antriebe umgestellt, doch für die Langstrecke ist das noch keine überzeugende Alternative – trotz neuer Fahrzeugkonzepte wie dem Tesla Truck Semi. Bei einem Schwerlaster, der durch halb Europa tourt, lassen sich die benötigten Batterien auf Grund des enormen Volumen- und Gewichtsbedarfs gar nicht erst unterbringen.

Synthetische Kraftstoffe können eine Alternative zu Elektroantrieben sein.

Noch ist der Tesla Truck Semi nicht auf den Straßen unterwegs. Foto: Tesla

Flüssiger Kraftstoff aus Stroh und Holz

Am Karlsruhe Institut für Technologie haben Forscher mit der bioliq-Anlage ein weiteres Verfahren entwickelt, das Kraftstoff komplett synthetisch herstellt. Dabei kommen Bioabfälle zum Einsatz. Besonders geeignet sind Stroh und Restholz, das von Landwirten und Förstern aus der Region geliefert wird. Die Biomasse wird in eine Art Bio-Rohöl umgewandelt. Daraus entsteht der flüssige Kraftstoff.

Die Wissenschaftler wollen nun mit einer Großanlage E-Fuels industriell herstellen. Bis dahin werden aber mindestens noch zehn Jahren vergehen. Die Anlage soll dann für den Kraftstoff Preise erzielen, die mit steuerlicher Subvention mit denen fossiler Kraftstoffe konkurrieren können. Denn synthetische Kraftstoffe sind heute noch eine kostenintensive Randerscheinung: Derzeit belaufen sich die Kosten für E-Fuels auf bis zu 4,50 Euro pro Liter Dieseläquivalent. Ein Liter gewöhnlicher Diesel oder Benzin kostet ohne Steuern gerade mal 30 bis 40 Cent. Laut dem Verband der Automobilindustrie und der Deutschen Energie-Agentur sind daher Industrie und Politik gefordert, eine gemeinsame Agenda für die Technologieentwicklung, Marktentwicklung und Regulierung von E-Fuels auf den Weg zu bringen.

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