12.12.2017 | Olaf Thiel

Sicher durch den Winter kommen

Der Winter hat Deutschland schon früh fest im Griff. Letzte Gelegenheit also, die Flotte fit zu machen gegen Glätte, Matsch und schlechte Sicht.

Die kalte Jahreszeit stellt selbst routinierte Lkw-Fahrer vor große Herausforderungen. Anhaltender Regen, Schnee und schlechte Sicht erschweren die Arbeit hinter dem Lenkrad. Nach Angaben des ADAC TruckService gehören zu den häufigsten Pannen im Winter Defekte an der Beleuchtung und eingefrorene Bremsventile. In Frostnächten machen in Nutzfahrzeugen auch reihenweise die Batterien schlapp. Die Kälte mit Minusgraden lässt sie schnell tiefenentladen.

Fahrzeug regelmäßig überprüfen

Fuhrparkverantwortliche und die Fahrer selbst können mit einfachen Maßnahmen Risiken vorbeugen. Neben dem Batterietest gehören das obligatorische Auffüllen von Frostschutzmitteln für Kühleranlage und Bremssystem zur Wintervorbereitung. Damit die Bremsen bei Schnee und Matsch nicht plötzlich versagen, sollten die Ventile regelmäßig geprüft und betätigt werden.

Aufgrund der erhöhten Korrosionsgefahr durch Nässe und Salz müssen Trucker auch Verbindungsteile wie Kabel, Anhängersteckdosen und Batterieübergabepunkte stets im Blick haben. Des Weiteren macht es Sinn, Standheizungen in Fachwerkstätten einbauen zu lassen. Eine unsachgemäße Montage oder die Überlastung des Kabelbaums können Kurzschlüsse und im schlimmsten Fall Brände zur Folge haben.

Vor der Abfahrt: Licht checken und Schnee entfernen

Ein Muss im Winter ist eine umfassende Kontrolle vor Abfahrt. Bei Scheinwerfern und Positionslichtern könnten durch gesplitterten Kunststoff im Gehäuse oder poröse Dichtungen Feuchtigkeit bzw. Verschmutzungen durch Schnee und Streusalz eindringen. Die Folge: Scheiben beschlagen oder Reflektoren erblinden. Die Lichtleistung kann sich so erheblich vermindern.

Nicht vergessen sollte der Fahrer bei seinem Rundgang die Kontrolle der Fahrzeugdächer. Herabfallende Schnee- und Eisplatten gefährden die anderen Verkehrsteilnehmer und müssen vor Fahrtantritt unbedingt beseitigt werden.

Neue Regelungen für Winterreifen

Sicherheitsmaßnahme Nummer 1 im Winter ist aber die richtige Bereifung. Ab dem 1. Januar 2018 müssen alle in Deutschland verkauften Winter- und Ganzjahresreifen das Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) tragen, um der Straßenverkehrsordnung zu genügen. Für Reifen, die bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt wurden, gilt noch eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2024.

Neu ist zudem, dass Pneus mit der Kennzeichnung „M+S“ (mud + snow bzw. Matsch + Schnee) künftig nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Lange Zeit war diese Kennung nicht geschützt. Sie wurde von Herstellern bis vor kurzem auch noch bei Sommerreifen verwendet, obwohl diese nicht den Traktions- und Sicherheitsstandards von Winterreifen entsprechen.

Im Winter müssen alle Verkehrsteilnehmer auf gute Reifen und freie Sicht achten. Fotos: Norbert Michalke

Die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe liegt bei 1,6 Millimetern. Der ADAC TruckService rät jedoch zu Pneus mit einem Profil von vier Millimeter, um ausreichend Grip bei Schnee und Matsch zu haben. Mindestens eine Antriebsachse sollte mit sechs Millimetern Restprofil ausgestattet sein.

Neben dem Profil ist aber auch der Reifendruck für den richtigen Grip auf der Straße wichtig. Ist der Druck zu hoch oder zu gering, verringert sich die Aufstandsfläche und das Profil setzt sich schneller zu. Dadurch wird der Bremsweg länger und der Lkw kann leichter ins Rutschen geraten. Darüber hinaus nimmt Kraftstoffverbrauch und Verschließ zu. Auch Schneeketten müssen vor ihrem Einsatz auf Verschleiß kontrolliert und das Anlegen vorher eingeübt werden.

Winter erhöht die Bußgeldgefahr

Eine angepasste Fahrweise und Geschwindigkeit ist bei Eis und Schnee unerlässlich. Bei verschneiten Straßen sollten Fahrer ihr Tempo halbieren. Vorsicht ist vor allem an Brücken oder in Waldstücken geboten. Gleichzeitig sollte man auf den Abstand zum Vordermann achten. Bei schlechter Sicht mit weniger als 50 Metern gilt für Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ein Überholverbot. Die Missachtung führt zu einem Bußgeld von 120 Euro und einem Punkt im Verkehrszentralregister des Kraftfahrt-Bundesamtes.

Wer mit unzulässiger Bereifung bei Glatteis oder Schnee unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro rechnen. 120 Euro werden bei einem Unfall fällig, plus einem Punkt in Flensburg. Trucker, die über die Landesgrenzen hinweg im Ausland unterwegs sind, sollten sich unbedingt über die dort geltenden Vorschriften bezüglich Bereifung und Schneeketten schlau machen, denn die sind von Land zu Land unterschiedlich. Bei Missachtung drohen in europäischen Nachbarstaaten teilweise drakonische Strafen bis hin zu Einreiseverboten, Führerscheinentzug oder hohen Bußgelder im vierstelligen Euro-Bereich.

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