Zufahrt zum Warnow-Tunnel (Foto Warnow-Tunnel GmbH)
20.01.2016 | Olaf Thiel

Private Mautstraßen in Deutschland

Toll Collect ist nicht der einzige Akteur, der in Deutschland eine Maut erhebt. Unternehmen und Kommunen bitten in einigen Gegenden für sogenannte private Mautstraßen Pkw-, Lkw- und Motorradfahrer zur Kasse.

Nicht jede Mautgebühr in Deutschland geht an den Bund: Seit 1994 kann der Gesetzgeber mit dem Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz (FStrPrivFinG) den Bau sowie den Betrieb von Brücken und Tunneln mit Anbindung an mautpflichtige Autobahnen oder Bundesstraßen an die private Wirtschaft übertragen. Als Betreiber für private Mautstraßen treten zumeist Konsortien aus Bauunternehmen und Bankhäuser an. Die entstandenen Kosten werden nach dem Verursacherprinzip refinanziert – damit werden nur diejenigen zur Kasse gebeten, die solche Unter- bzw. Überführungen auch tatsächlich nutzen. Dazu erhalten die Betreiber das Recht, eine Mautgebühr zu erheben.

Private Mautstraßen im Norden

In Rostock wurde nach diesem Prinzip der 790 Meter lange Warnowtunnel für 215 Millionen Euro zur Unterquerung des Warnow-Flusses gebaut und 2003 eröffnet. Etwa 11.000 Autos passieren den Tunnel täglich. Die Gebühr für einen PKW oder ein Motorrad beträgt 2,40 Euro. Der höchste Tarif von 11,70 Euro fällt für Lkw mit Hänger und Busse an. Die Betreibergesellschaft hat 50 Jahre Zeit, ihre Investitionen zu refinanzieren. Danach geht der Tunnel in den Besitz der Stadt über.

Auch der Herrentunnel in Lübeck für insgesamt 175 Millionen Euro wurde anteilig von privaten Investoren realisiert. Die 2.125 Meter lange Mautstrecke unterquert seit 2005 in beiden Richtungen den Fluss Trave. Ohne private Investitionen wäre lediglich der Bau einer neuen Klappbrücke möglich gewesen, die keinen reibungslosen Straßen- und Schiffsverkehr ermöglicht hätte. Die Maut für einen PKW liegt bei 1,50 Euro und 11,50 Euro für Lkw mit vier und mehr Achsen. Der Betreibervertrag ist derzeit für 30 Jahre geschlossen, danach geht der Straßentunnel an die Hansestadt.

Mautpflichtige Alpenstraßen im Süden

In Bayern gibt es außerdem private Mautstraßen, wo tagsüber und meist nur in den Sommermonaten eine lokale Maut kommunaler Einrichtungen für den Betrieb und Erhalt von bestimmten Strecken erhoben wird. Für Auto- oder Motorradfahrer, die beispielsweise das Südufer des Walchensees zwischen Wallgau und Vorderriß im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen befahren wollen, erhebt die örtliche Försterei der Bayerischen Staatsforsten eine Maut von zwei Euro. Für die 15 Kilometer lange mautpflichtige Rossfeldpanoramastraße in den Berchtesgadener Alpen werden fünf Euro für einen PKW fällig. Betreiber ist das Staatliche Bauamt Traunstein. Die gemeindeeigene Straße der Ortschaft Klais führt in das pittoreske Elmauer Hochtal zum Schloss Elmau, wo 2015 der G7-Gipfel stattfand. Für vier Euro auf jeden Fall eine Reise wert.

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