20.12.2016 | Redaktion Blog

Nachhaltigkeit auf der Straße: Der Elektro-Lkw

Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen auch in der Nutzfahrzeugbranche eine immer wichtigere Rolle. Am Elektro-Lkw wird vor allem wegen der immer strengeren Umweltauflagen langfristig kein Weg vorbei führen. Das jedenfalls ist ein Ergebnis der Befragung von Logistikern im Rahmen der Mobilitätsstudie 2016 von Continental.

Laut der aktuellen Mobilitätsstudie von Continental sehen sowohl Logistikunternehmer als auch die Fahrer selbst aktuelle und zukünftige Umweltauflagen als eine der wichtigsten Herausforderungen ihres Arbeitsalltags. Die Mautstatistik zeigt, dass viele Logistikunternehmen diese Herausforderungen bereits angenommen haben. So wurden von Januar bis Oktober 2016 bereits 45 Prozent aller gefahrenen Mautkilometer von einem Lkw mit Euro VI-Norm gefahren. Doch lässt man sich die Meinungen einiger Logistiker dazu auf der Zunge zergehen, sind sie gespickt mit indirekten „Arbeitsaufträgen“ für die Fahrzeughersteller. Konkret wünschen sich Logistikunternehmen vor allem Fortschritte beim Thema Elektroantrieb.

Wunsch nach Elektro-Lkw

„Die Euronormen werden immer heftiger, Umweltzonen stellen uns vor Probleme, aber auch die Wünsche der Kunden nach Umweltfreundlichkeit werden größer. Stichwort Umweltauflagen wie in Norwegen und Holland sind auf Sicht ohne Elektroautos nicht mehr erfüllbar.“ (Logistiker in der Mobilitätsstudie 2016)

„Elektromobilität fehlt mir vollkommen. Die gibt es nur als Umrüstfahrzeuge. Im LKW-Bereich wäre Elektromobilität viel sinnvoller als im PKW-Bereich.“ (Logistiker in der Mobilitätsstudie 2016)

Wie sieht es aktuell auf Deutschlands Straßen in Sachen Elektro-Lkw aus? Laut dem Kraftfahrtbundesamt waren zum 1. Januar 2016 insgesamt 4.367 Elektro-Lkw zugelassen, was bei den etwa 2,8 Millionen zugelassenen Lastkraftwagen allerdings kaum ins Gewicht fällt. Zumal von diesen Wenigen wiederum 85 Prozent eine Nutzlast von unter einer Tonne aufweisen. Dennoch ist die Erforschung und die Herstellung für Kraftfahrzeugbauer ein Thema. Eine Liste von Elektro-Nutzfahrzeugen und Elektro-Nutzfahrzeug-Prototypen bei Wikipedia benennt eine Menge Unternehmen in aller Welt, die sich mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen. Allerdings liegt derzeit der Fokus zumeist auf Kraftfahrzeugen zur Personenbeförderung, also Busse, oder Kleintransporter.

Eine Handvoll Autobauer forschen zwar im Bereich Elektro-Lastkraftwagen, jedoch fällt auf, dass hier die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Besonders die deutschen Hersteller sucht man fast vergeblich. Daimlers Liefertransporter Vito E-Cell kam zwar schon 2011 auf die Straße, allerdings zunächst nur in einer Testphase. Seitdem wurde es recht ruhig um dieses Modell. Auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge wurde der Prototyp des Urban eTrucks, ein 26-Tonner, vorgestellt. Der jedoch kann wohl erst 2020 in Serie produziert werden. MAN entwickelte seit der IAA 2012 seine auf einem TGS-Modell basierende E-Lösung weiter. Dennoch bleibt auch dieses zunächst nur ein Konzeptfahrzeug.

Elektro-Antrieb = Mehrkosten für Hersteller und Logistiker

Elektro-Lkw müssen sich amortisieren

Elektro-Lkw müssen sich nach zwei Jahren amortisieren

Das Hauptproblem bei einer neuen Technologie – hier die Antriebsentwicklung – sind die Kosten. Damit sind nicht nur die Forschungskosten für die Hersteller selbst gemeint, die sie erst einmal investieren müssen, sondern auch die auf der Nutzerseite. Bei einer grundsätzlich neuen Antriebsart erhöhen sich die Kaufpreise und damit die Anschaffungskosten für die Spediteure. Allerdings sehen laut der bereits erwähnten Mobilitätsstudie die befragten Logistikunternehmen eine Abgeltungsdauer von gerade einmal durchschnittlich zwei Jahren als betriebswirtschaftlich vertretbar an. Ob das derzeit machbar ist, kann sicherlich bezweifelt werden.

Ein weiteres Problem: Die genannten Prototypen verfügen über relativ geringe Reichweiten. Diese können für den innerstädtischen Verteilerverkehr ausreichen – Langstrecken sind aber erst einmal Zukunftsmusik. Die Elektro-Lkw schaffen derzeit maximal 200 Kilometer. Dann geht der Lastwagen an die Steckdose. Dafür müssen Fahrer und Spediteure mehrere Stunden einkalkulieren. Ganz abgesehen davon, ist das Netz an Stromzapfsäulen ist noch nicht einmal für Elektroautos flächendeckend ausgebaut. Das soll sich, wenn es nach dem Bundesverkehrsministerium geht, aber ab 2017 ändern. Dafür hat es im Sommer 2016 eine Förderrichtlinie zur „Ladeinfrastruktur Elektrofahrzeuge in Deutschland“ verabschiedet.

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, zum Aufbau der ersten Kontrollsäule

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, zum Förderprogramm

„Wir starten heute unsere Ladesäulen-Offensive für Deutschland. Der Schlüssel für den Durchbruch der Elektromobilität ist eine flächendeckende Ladeinfrastruktur. Mit 300 Millionen Euro für 15.000 Ladesäulen schaffen wir dafür die Voraussetzung und machen Deutschland zum Vorzeigeland für die Mobilität der Zukunft!“

Staatliche Förderung als Anreiz?

Die Elektromobilität wird – wie viele Medien bereits berichteten – von der Bundesregierung finanziell gefördert. Dies umfasst sowohl die Forschung von Seiten der Hersteller als auch Kauf beziehungsweise Leasing dieser Fahrzeuge.

Seit Juli 2016 wurden erfreulicherweise die Richtlinien zu dieser Förderung erweitert. Demzufolge können nun nicht mehr nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen für Elektroautos, die ab dem 18. Mai 2016 gekauft oder geleast wurden, den sogenannten Umweltbonus beantragen. „Der Umweltbonus wird in Höhe von 4.000 Euro für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge und in Höhe von 3.000 Euro für Plug-In Hybride jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und der Industrie finanziert“, berichtete transport-online.de.

Ob diese Förderung Anreiz genug ist, Elektrofahrzeuge zu erwerben, wird sich zeigen. Zumal diese im Kontrast zu dem noch sehr übersichtlichen Angebot an straßenfähigen Fahrzeugen steht. Denn die Förderung läuft bis längstens 2019. Wenn der „Fortschritt im Kriechgang“ (Spiegel Online) innerhalb der deutschen Kraftfahrzeugindustrie weiter bestehen bleibt, werden wohl auch zukünftig Lkw in Deutschland vorrangig umgerüstet. Oder der Kuchen wird unter ausländischen Anbietern verteilt werden.

Alternative Möglichkeit: Kraftstoff sparen

Wenn der Elektroantrieb (noch) nicht überzeugt, wird Sparen von Kraftstoff zum realistisch umzusetzenden Ausweg – für die Umwelt und die Spediteure. Dazu erscheint hier demnächst ein gesonderter Beitrag.

Und Sie?

Haben Sie sich mit dem Thema Elektroantrieb beschäftigt? Haben Sie Ihre Fahrzeuge umgerüstet beziehungsweise fahren Sie einen elektrobetriebenen Lkw? Warum haben sich in Ihren Augen Elektro-Lkw noch nicht durchgesetzt?

 

Titelfoto: http://media.daimler.com

Kommentare (0)