29.03.2019 | Olaf Thiel

Mautdaten fließen in Konjunkturindex ein

Der Lkw-Verkehr und die Mautdaten von Toll Collect geben Hinweise auf die Wirtschaftsleistung in Deutschland. Diesen Zusammenhang hat das Statistische Bundesamt erkannt und nutzt ab sofort den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex des BAG für seine monatliche Konjunkturprognose.

Der Gedankengang der Statistiker ist nachvollziehbar: Waren, die man produziert, muss man auch bewegen. Und das in Deutschland hauptsächlich auf der Straße. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2017 auf der Straße 3,2 Milliarden Tonnen Güter transportiert – auf der Schiene waren es 349 Millionen und die Binnenschifffahrt hat einen Anteil von 223 Millionen Tonnen.

Toll Collect liefert wichtige Mautdaten

Toll Collect erhält täglich Daten zum Lkw-Verkehr. Denn der Mautbetreiber weiß, welche Fahrleistungen die mautpflichtigen Lkw auf den mautpflichtigen Strecken des Landes erbringen. Mautpflichtig sind alle Fahrzeuge ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen, mautpflichtige Strecken sind alle Autobahnen und Bundesstraßen – also die Hauptverkehrsadern Deutschlands. Die Fahrleistungsdaten gibt Toll Collect an das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Diese Zeitreihe der Mautdaten spiegelt die Entwicklung der Lkw-Maut-Fahrleistungen wider. Allerdings kann so noch kein Zusammenhang zur Entwicklung des Güterverkehrs bzw. der Konjunkturentwicklung gezogen werden. Denn in den vergangenen Jahren hat der Bund die Mautpflicht mehrfach ausgeweitet. Zum einen schrittweise auf alle Bundesstraßen, zum anderen sind seit Herbst 2015 alle Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht (zGG) mautpflichtig. Vorher galt die Mautpflicht ab zwölf Tonnen zGG. Diese Mautausweitungen machten eine zeitliche Vergleichbarkeit nicht möglich.

Mautdaten spiegeln Konjunktur wider

Mit den ersten Ausweitungen der Mautpflicht nimmt die Diffe¬renz zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und den gesamten mautpflichtigen Fahrleistungen zunächst nur leicht zu, deutliche Unterschiede zeigen sich ab Herbst 2015. Grafik: Statistisches Bundesamt

Lkw-Maut-Fahrleistungsindex kurz erklärt

Das Bundesamt für Güterverkehr hat daher aus den Lkw-Mautdaten einen Lkw-Maut-Fahrleistungsindex entwickelt. Dieser schließt die Veränderungen der Fahrleistungen, die auf den Mautausweitungen beruhen, aus der Zeitreihe aus. Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex bezieht lediglich Fahrleistungen von Lkw auf Bundesautobahnen ein. Außerdem finden nur die Fahrleistungen der Lkw Beachtung, die mindestens vier Achsen und somit wahrscheinlich ein Gewicht von mehr als 12 Tonnen zGG haben. Laut Statistischem Bundesamt enthalte der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex seit der letzten Ausweitung der Mautpflicht im Juli 2018 durchschnittlich rund 72 % aller mautpflichtigen Fahrleistungen.

Zusammenhang zwischen Fahrdaten und Konjunktur nachgewiesen

Die Statistiker vom Statistischen Bundesamt haben nun untersucht, ob der Lkw-Verkehr Hinweise auf die Wirtschaftsleistung eines Landes gibt. Sie ermittelten einen Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und der Produktionsleistung in Deutschland. Präziser als in der Abbildung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung sei der Index vor allem in der Prognose langfristiger Konjunkturzyklen, sagen die Statistiker in ihrer Untersuchung.

Mautdaten spiegeln Konjunktur wider

Gemeinsame Konjunkturzyklen: Sowohl die Lkw-Fahrleistung als auch die Produktion bilden die Folgen der Wirtschaftskrise ab. Grafik: Statistisches Bundesamt

Mautdaten sind schneller

Bereits 15 Tage nach Monatsende stehen die Mautdaten zur Verfügung. Laut Statistischem Bundesamt ist das schneller als alle anderen Wirtschaftsdaten, die bisher für die Konjunkturprognose genutzt wurden. Das Statistische Bundesamt hat den Lkw-Maut-Fahrleitungsindex als saisonbereinigten Konjunkturindikator in sein Veröffentlichungsprogramm aufgenommen.

Die Ergebnisse zum Lkw-Maut-Fahrleistungsindex können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabelle (42191-0001), im Bereich der Konjunkturindikatoren und im Konjunkturmonitor des Statistischen Bundesamtes abgerufen werden.

 

Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/03/PD19_096_421.html
https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2018/06/digitale-prozessdaten-062018.pdf?__blob=publicationFile&v=7

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