01.08.2017 | Olaf Thiel

„MaB – Das Magazin“ – Die zweite Ausgabe live vom Truck Grand Prix

„MaB – Das Magazin“ heißt das neue Informationsmagazin von Toll Collect. MaB steht für Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen. Toll Collect-Pressesprecherin Claudia Steen und Intelligente-Welt-Chefredakteur Christian Spanik, meldeten sich live vom Int. ADAC Truck Grand Prix 2017 direkt vom Nürburgring. In der Sendung: viele Updates und Infos zum Thema Maut auf allen Bundesstraßen.

In der Sendung „MaB – Das Magazin“ war auch ein Experte der Zeitschriften TRUCKER & VerkehrsRundschau dabei. Außerdem: Innovationsgeschichten von der Daimler AG und von Continental sowie natürlich Geschichten vom Truck Grand Prix 2017.

Ein abenteuerlicher Tag

Es regnet und regnet und regnet… Leider mit Auswirkungen auf das letzte TGP-Rennen. Foto: netproducer

Mit einem Blick aus dem Fenster des Mediacenters am Truck Grand Prix am Nürburgring, startete Christian Spanik die Sendung. Das schlechte Wetter hatte in diesem Jahr ungeahnte Auswirkungen: Probleme auf der Rennstrecke führten – in Kombination mit dem Regen – zu einer Absage des letzten Rennens und des Abschluss-Korsos. Das war besonders schade, weil die diesjährigen Gewinner des Best BKF Wettbewerbs den Truck Korso anführen sollten.

Schwerpunkt der Sendung: die neuen Kontrollsäulen von Toll Collect

Ab 1.7. 2018 soll die Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ausgeweitet werden. Die automatische Kontrolle übernehmen dann über 600 Kontrollsäulen. Wichtig zu wissen: Für die Erfassung der Fahrzeuge an den Kontrollsäulen und Kontrollbrücken macht das Bundesfernstraßen-Mautgesetz (BFStrMG) strenge Vorgaben. An ein Kontrollzentrum weitergeleitet werden – wie bereits heute – ausschließlich Daten von Lkw ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, bei denen der Verdacht auf einen Mautverstoß besteht. Alle anderen Daten werden sofort noch in der Kontrollsäule bzw. in der Kontrollbrücke gelöscht.

Bereits 2017 soll der Aufbau der Kontrollsäulen beginnen. Eventuelle Straßensperrungen werden dank neuer Bauverfahren auf ein Minimum reduziert. Die Streckenabschnitte für die Standorte werden vom Bundesamt für Güterverkehr vorgegeben. Toll Collect prüft anhand eines Kriterienkatalogs, welcher Standort für den Aufbau der Säulen geeignet ist.

Kontrollsäulen: Auf Sicherheit geprüft

Kontrollsäulen stehen seitlich von Bundesstraßen. Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer im Falle eines Unfalls zu gewährleisten, musste die Kontrollsäule aber noch einen wichtigen Test bestehen, erzählte Claudia Steen. Den Umfahrtest.

So sehen sie aus: Die Kontrollsäulen sind vier Meter hoch und stehen seitlich am Straßenrand.

Bei diesem Test geht es einerseits darum, die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Andererseits sollen unnötige Kosten vermieden werden. Denn wenn Toll Collect den Umfahrungstest nicht machen würde, müsste jede der rund 621 Kontrollsäulen mit einer Schutzplanke ausgestattet sein. Getestet hat die Firma Tass in Holland. Sie hat sich auf diese Art von Tests spezialisiert. Es fanden zwei Durchläufe – einer mit 35 Km/h und einer mit 100 Km/h – statt. Die daraus gewonnen Daten wertet das beauftragte Ingenieurbüro aus.

Der folgende Filmbeitrag zeigt, wie sich die Kontrollsäule verhält, sollte es zu einem Unfall kommen. Die Kontrollsäule besteht aus insgesamt 10 Segmenten. Da ist es umso wichtiger, dass bei einem Unfall nicht alle Teile in der Umgebung verteilt werden. Damit wären Dritte gefährdet. Deshalb ist es wichtig, dass die Teile möglichst beieinanderbleiben. In der Säule ist darum noch ein zusätzliches Seil verbaut, das die Teile bei einem Aufprall zusammenhält.

Weiterentwicklung des manuellen Verfahrens

Im Filmbeitrag zur Weiterentwicklung des manuellen Verfahrens erfuhr man, dass Kunden wie bisher die Möglichkeit haben, sich online im Internet oder am Mautstellen-Terminal einzubuchen. Neu ist nun die Einbuchung über eine mobile App. Dabei wurde die Einbuchung insgesamt verbessert und auf die heutigen Bedürfnisse angepasst. Der adress- und fahrzeugspezifische Routingdienst mit Auswahl von Start-, Ziel- und Via-Punkten soll bei der individuellen Routenplanung helfen und bezieht auch nicht mautpflichtige Straßen mit ein. Das Gute: Jeder Kunde kann jeden zur Verfügung stehenden Einbuchungsweg nutzen, ohne sich vorab bei Toll Collect registrieren zu müssen. In Zukunft ist es möglich, eine Fahrt am Mautstellen-Terminal oder online am PC zu buchen und von unterwegs per mobiler App zu stornieren oder die Route zu verändern. Verfügbar ist das neue manuelle Einbuchungsverfahren ab Dezember 2017.

Manuelle Einbuchung künftig per Mautterminal, Internet und App

Mit dem Anlegen eines Einbuchungskontos können zukünftig Kunden, die bei Toll Collect nicht registriert sind, Komfortmerkmale des Systems nutzen. Zum Beispiel: Fahrzeuge, die häufig im manuellen Verfahren eingebucht werden, sowie oft befahrene Strecken und bevorzugte Zahlungsweisen online hinterlegen. Die Kunden können jederzeit im Internet ihre hinterlegten Daten bearbeiten und löschen.

Auch die Bezahlwege haben sich erweitert. Einerseits soll die Barzahlung weiterhin an bis zu 800 der neuen Mautstellen-Terminals möglich sein. Und andererseits wird Toll Collect als Bargeldersatz zukünftig auch die Bezahlung mit der „Paysafecard“ anbieten. Diese erhält der Kunde gegen Bargeld an Vorverkaufsstellen, wie bestimmten Tankstellen, Postämtern oder Kiosken und kann damit auch seine Einbuchung über PC, Tablet oder App bezahlen. Außerdem ist die Bezahlung per Kredit- oder Tankkarte möglich.

Die Best BKF 2017 testen die neue App von Toll Collect

Die drei Best BKF Gewinner Jannick, Timo und Gatis schauen gemeinsam mit Claudia Steen auf den Prototypen der neuen App. Foto: netproducer

Die drei Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs Best BKF durften auf dem Truck Grand Prix 2017 schon einmal die App für die manuelle Einbuchung bei Toll Collect testen. Das Ergebnis: Alle drei fanden sie sehr leicht zu bedienen. Die Einbuchung im manuellen Verfahren ist in Englisch, Deutsch, Polnisch und Französisch möglich. Außerdem kann man mit der App von überall die Maut bezahlen und muss kein Mautstellen-Terminal anfahren. (Hinweis der Redaktion: Der Lkw muss natürlich geparkt sein, wenn über die App gebucht wird!) Alle drei Azubis waren begeistert von der App. Sie ist ab dem Frühjahr 2018 in allen üblichen App-Stores erhältlich.

Maut auf allen Bundesstraßen – wie bereitet sich die Branche vor?

In einem kleinen Filmbeitrag erzählte zunächst Rudi Maier, Director Brand Marketing bei Iveco, dass  sich der Nutzfahrzeug-Hersteller nicht im eigentlichen Sinn auf die Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen vorbereiten müsse. Aber der Hersteller bietet den Interessierten alternative Antriebskonzepte an. Die sollen dazu beitragen, die mautbedingten Mehrkosten wieder auszugleichen. Die IVECO-Servicepartner, die die Toll Collect On-Board Units einbauen, sind laut Maier gut vorbereitet und kennen die Technik gut.

Auch René Reinert, Inhaber von Reinert Logistics, sieht der Maut auf allen Bundesstraßen gelassen entgegen. Alle seine Fahrzeuge haben eingebaute OBUs. Bezüglich der Mauterweiterung im Allgemeinen ist er sich sicher, dass in Zukunft Systeme intelligenter und Dispositionen optimiert werden müssen. Seiner Meinung nach sollten Unternehmen mehr kooperieren, um Leerfahrten zu vermeiden.

Bernd Griessmer, Regionalleiter bei Buchbinder Rent-a-Car, erzählte dem Redaktionsteam, dass alle Fahrzeuge, die mautpflichtig sein könnten, bei dem Autovermieter ebenfalls schon mit einer OBU ausgestattet sind. Langzeitmieter können das Fahrzeug auch selber mit einer OBU ausrüsten –  Buchbinder erteilt dafür eine Genehmigung. Bei Kurzzeitmietern übernimmt Buchbinder das Einbauen der OBU.

Wie kommen die Informationen zum Thema MaB zu den Kunden?

Es gibt eine große Palette an Informationsmaßnahmen, um den Unternehmen und Fahrern, alle Veränderungen bezüglich der Mauterhebung auf allen Bundesstraßen mitzuteilen. Wichtige Hinweise dazu, gab es in der Sendung von Martin Rickmann, Leiter Kommunikation bei Toll Collect.

Cyberkriminalität und Hacker in der Logistik-Branche

Christian Spanik hat sich in der Sendung mit dem TRUCKER-Technikredakteur Serge Voigt über das Thema Cyberkriminalität in der Logistik-Branche unterhalten. Dieser gab ganz klar zu verstehen: Das Risiko in der Branche sollte man nicht unterschätzen – mehr dazu gibt es ab hier …

Innovationen vorgestellt: Daimler AG und Continental im Gespräch

Andreas Schmid, zuständig für Vertrieb und Service bei Mercedes-Benz Deutschland, erzählte uns von zwei innovativen Assistenzsystemen, die das Unternehmen auf dem Truck Grand Prix vorstellte. Der Active Break Assist 4 regelt automatisch den Abstand bei beweglichen und stehenden Hindernissen und bremst auch automatisch. Die dazugehörige  Fußgänger-Erkennung aktiviert das System, wenn sich zwischen zwei parkenden Autos ein Fußgänger auf der Fahrbahn befindet. Das bodennahe Radar erfasst den Fußgänger und bremst das Fahrzeug automatisch ab.

Das neueste Feature bei der Daimler AG ist der Abbiegeassistent. Kommt auf der rechten Seite des Fahrzeugs ein Fußgänger oder Fahrradfahrer vorbeikommt und das Fahrzeug befindet sich bereits im Abbiegemodus, warnt der Abbiegeassistent den Fahrer und dieser kann das Fahrzeug abbremsen. Auch das Thema Platooning spielt bei der Daimler AG eine große Rolle. Das Unternehmen sieht darin eine Vorstufe zum autonomen Fahren. Andreas Schmid betonte: „Die gesamten Entwicklungen in diesem Bereich zielen darauf hin, den Fahrer in Zukunft zu entlasten.“

Abbiegeassistent im Mercedes Truck warnt den Fahrer, wenn Fußgänger oder Radfahrer gefährdet sein könnten. Foto: Daimler

Der „Conti Pressure Check“ ist ein digitales Reifenluftdruck-Überwachungssystem. Der richtige Reifendruck ist aus zwei Gründen sehr wichtig: Zum einen kann er sicherstellen, dass der Reifen lange hält und das Risiko von Pannen minimieren. Zum anderen sorgt der richtige Rollwiderstand dafür, spritsparend zu fahren. Durch ein Display kann der Fahrer entweder selbst über den Reifendruck seines Fahrzeuges informiert werden, oder aber eventuelle Alarme an andere Personen weitergeben. Continental möchte das Problem der Luftdruckpflege für die Speditionen ganzheitlich angehen und hat deshalb ein Portal entwickelt – das Conti Connect Portal. In diesem Portal können die Luftdruckdaten nicht nur historisch gesammelt und ausgewertet werden, es können auch Alarmsignale gesendet werden. Darüber hinaus kann man die aktuelle Position der Fahrzeuge bestimmen und den Luftdruckzustand bewerten.

Redakteur Christian Spanik lässt sich den „Conti Pressure Check“ erläutern. Foto: netproducer

Impressionen vom Truck Grand Prix 2017

Christian Spanik war sich sicher – zukünftig hat ein Berufskraftfahrer ganz andere Aufgaben als sein Kollege vor 20 oder 30 Jahren. Die Herausforderungen steigen mit dem Einsatz von IT-Systemen und deren Vernetzung. Und auch Frauen können diesen Beruf sehr gut ausüben, wie man bei Best BKF die Jahre zuvor gesehen hat. Eines wurde in der Sendung in jedem Fall klar: Wer beim Wettbewerb Best BKF mitmacht und gewinnt, der kann sich auf alle Fälle auf ein tolles Wochenende am Truck Grand Prix freuen. Was da alles so los ist, das sieht man ab hier …

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