Laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) fehlen bis zu 40.000 Lkw-Stellplätze. Welche Ideen gibt es derzeit, um den Lkw-Parkplatzmangel anzugehen?
Mit dem Neubau von Parkplätzen ist es nicht getan. Denn neben fehlenden Flächen zeigt alleine der Fakt der fünfjährigen Bauzeit, dass dies nicht die Ultima Ratio sein kann.
Klassische Lösungswege: optimierte Nutzung bestehender Flächen
Im Gegensatz zum Neubau können der Ausbau von vorhandenen Parkplätzen und die optimierte Nutzung bestehender Flächen schnelle Hilfe versprechen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur schlägt beispielsweise in der Publikation „Empfehlungen für Rastanlagen an Straßen“ vor, Lkw sollten abends und nachts die bestehenden Pkw-Parkflächen auf den Rastanlagen nutzen dürfen.
Der BGL fordert seine Mitglieder auf, ihre Betriebshöfe nachts für Lkw-Fahrer und ihre Fahrzeuge zu öffnen – auch für betriebsfremde. Denn die Betriebshöfe der Transportunternehmen sind zu vielen Zeiten nicht komplett belegt und eignen sich daher als Parkplätze.
„Diese Möglichkeiten müssen dringend genutzt werden, wenn wir die chaotischen Zustände auf den Rastplätzen irgendwann einmal in den Griff bekommen wollen“, sagt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Verbandes BGL.
Infrastruktur für Fahrer muss stimmen
Dafür sind allerdings Investitionen durch die Transportunternehmen notwendig. Zum einen müssten sie Sicherheitsvorkehrungen treffen und beispielsweise Schranken an der Einfahrt anbringen lassen. Zum anderen benötigen die Lkw-Fahrer sanitäre Einrichtungen, wie einen Container mit Toiletten und Duschen. Allerdings können diese Container ja auch den eigenen Fahrern zugutekommen.
Vorhandene Flächen als zusätzliche Lkw-Parkplätze zu nutzen, ist der Service, den Park Your Truck bietet. Das Unternehmen findet neue, bisher nichts als Lkw-Stellplätze genutzte, Parkflächen und stellt diese den Speditionen und Lkw-Fahrern mit einem Reservierungssystem zur Verfügung. Das können Parkplätze in Gewerbegebieten, auf Messegeländen, an Flughäfen, Autohöfen oder Stadien sein. Die Flächen müssen auch hier einige Voraussetzungen mitbringen: ein geeigneter Boden, beispielsweise aus Beton, eine fußläufig erreichbare Toilette und eine Entfernung von maximal fünf Kilometer bis zur nächsten Autobahnabfahrt oder viel befahrenen Bundesstraße.
Inzwischen bietet Park Your Truck 8000 Stellflächen in ganz Deutschland an. Und das hilft nicht nur den Lkw-Fahrern. Denise Schuster, Gründerin von Park Your Truck, betont, dass auch die autobahnnahen Gemeinden entlastet werden. Stellen die Gemeinden ihre Industrie- und Gewerbegebiete zum Parken zur Verfügung, bekommen sie nicht nur Einnahmen, sondern senken auch die durch wildparkende Lkw entstandenen Müllkosten.
„Am Ende des Tages möchte ich mit meinem Unternehmen dazu beitragen, dass die Arbeitsbedingungen der LKW-Fahrer sich massiv verbessern, dadurch, dass wir ihnen einen sicheren, gut ausgestatteten Parkplatz für die Nacht ermöglichen.“
Lkw sollen in Zukunft hoch hinaus
Einen anderen Weg schlägt Michael Alber, Chef des Software-Unternehmens Abona ein. Er hat auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe den TruckTower vorgestellt. Das ist ein Parkhaus für Lastwagen. Dieses wird auf bestehenden Parkflächen gebaut. Dadurch müssen keine weiteren Grünflächen versiegelt werden. Das Unternehmen verspricht, dass durch den TruckTower auf einer Fläche für 30 Lkw zukünftig 87 stehen können.
Das Ganze funktioniert ähnlich wie ein Hochregallager: Der Lkw fährt zuerst auf eine Waage. Der Fahrer gibt anschließend an, wann er am nächsten Tag wieder abfahren möchte. Aufgrund dieser Daten bekommt der Fahrer vom System einen Stellplatz zugewiesen. Dann lenkt er den Lkw im Erdgeschoss auf eine Stahlpalette und verlässt das Fahrzeug. Das Parken steuert eine intelligente Software. Bewegt werden die Fahrzeuge sehr energieeffizient durch ihr Eigengewicht. Ein schwereres Fahrzeug zieht dabei durch sein Gewicht das leichtere Fahrzeug nach oben, lediglich unterstützt durch eine Hydraulik. Am Ende parken die Lkw so, dass sie zur angegebenen Abfahrtzeit am nächsten Morgen wieder im Erdgeschoss bereitstehen.
Der Fahrer selbst verbringt die Nacht nicht im Lkw, sondern im Hostel, das zu jedem TruckTower dazugehört. Und dabei muss er sich laut dem Anbieter Abona keine Sorgen um seine Ladung machen. Denn der TruckTower verfügt über eine permanente Videoüberwachung und Zugangskontrollen. Das soll Ladungsdiebstahl und Vandalismus verhindern.
In Lkw-Maut: das Magazin berichtet Michael Alber wie er auf die Idee gekommen ist, den TruckTower zu entwickeln.
Einfach mal zusammenrücken
Wie Lösungen für platzsparendes Parken mit digitaler Unterstützung auf vorhandenen Lkw-Parkplätzen aussehen können, zeigt das Lkw-Parkleitsystem auf der Rastanlage Montabaur an der A 3.
Der ankommende Lkw-Fahrer gibt hier an einem Terminal die geplante Ruhezeit ein. Lasersensoren messen währenddessen die Länge seines Fahrzeugs. Anschließend leitet die Anlage den Lkw mit Lichtsignalen zu seiner Parkreihe. Dort parken die Fahrzeuge in Kolonne, dicht hinter- und nebeneinander wie auf einer Fähre. Die Abfahrt am nächsten Morgen funktioniert nach den Angaben der Fahrer am Abend. Das System hat die Lkw, die am Morgen zuerst aufbrechen müssen, in der ersten Reihe platziert. Dann folgen die Fahrer, die die Rastanlage später verlassen. So wird der vorhandene Parkraum ohne einen Ausbau besser genutzt. Durch das telematisch gesteuerte Parken können doppelt so viele Lkw auf der zur Verfügung stehenden Fläche stehen.
Für den BGL ist das Kolonnenparken nach den derzeit vorliegenden Praxiserfahrungen eine geeignete Ergänzung zum Lkw-Stellplatzbau – den langfristigen Neubau kann es aber nicht ersetzen.