Josef Krebs Seelsorger für Fernfahrer
12.12.2019 | Navina Lari

Mobiler Seelsorger zwischen 40-Tonnern

Josef Krebs ist Seelsorger für Fernfahrer. Er bewegt sich an den Orten, wo sich die Fahrer aufhalten und für ein Gespräch offen sind, zum Beispiel auf Autobahn-Rasthöfen. Krebs klopft an Lkw-Türen, stellt sich kurz vor und bietet seine Hilfe als Seelsorger an. Wenn sich das Fenster öffnet, hat er den ersten Schritt zu einem Gespräch geschafft. Steigt der Fahrer dann auch noch von seinem Truck zu ihm herunter, können die Gespräche leicht eineinhalb bis zwei Stunden dauern. 

„Wir gehen von Lkw zu Lkw. Wir bieten unsere Unterstützung an, aber wir zwingen sie niemandem auf. Wenn jemand unsere Hilfe nicht braucht, dann ziehen wir weiter und wünschen eine gute Fahrt“, sagt Krebs. Viele Fernfahrer sind dankbar für sein Engagement und freuen sich über das Interesse an ihnen. Sie erzählen von ihrem Kummer und ihren Sorgen, denn die Gelegenheit sich mit jemandem auszutauschen, bietet sich im Trucker-Alltag selten. Die Fahrer sind mitunter Wochen und Monate nicht zu Hause. Das kann sehr einsam machen.

Sorgen und Nöte der Fernfahrer: Probleme bleiben die gleichen

Die Themen, die die Trucker bewegen, ähneln sich. Insbesondere die schlechten Bedingungen auf den Rastplätzen sorgen für Frustration und Stress: hohe Gebühren für die Toilettenbenutzung, schlechter Zustand der sanitären Anlagen und vor allem der Parkplatzmangel. Um die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten einhalten zu können, sind die Fahrer darauf angewiesen, einen planbaren und geeigneten Parkplatz zu finden. Das ist oft unmöglich und so müssen sie noch kilometerweit fahren, um den Lkw abstellen zu können.

Beruf und Familie sind für Fernfahrer besonders schwer zu vereinbaren. Ein dramatisches Schicksal hat Krebs lange beschäftigt: Ein ukrainischer Lkw-Fahrer hatte ihm als Seelsorger anvertraut, dass er gerne bei seiner herzkranken 11-jährigen Tochter zu Hause wäre, da ihre Lebenserwartung begrenzt sei. Aber er musste seinem Job nachgehen und hatte keine Möglichkeit, im Ernstfall schnell nach Hause zu kommen.

 

Fernfahrerseelsorger Josef Krebs auf einem Rastplatz

Seelsorger Josef Krebs bei der Arbeit auf einem Rastplatz

Ein Seelsorger hört vor allem zum – auch jetzt in der Vorweihnachtszeit

„Zeitdruck und Umgangston sind rauer geworden. Es gibt zu viele Staus, schwere Unfälle und die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr nehmen immer mehr zu“, sagt Krebs. Besonders spürbar ist der Druck in der Vorweihnachtszeit. Auch jetzt ist Krebs für die Fahrer da: „Als Seelsorger biete ich meine Zeit an, höre zu und lasse sie einfach erzählen. Es geht mir um die konkrete Hilfe für Menschen in Not.“ Besonders am Herzen liegt Krebs, den Fahrern Respekt und Wertschätzung für ihre wertvolle Arbeit entgegenzubringen, die sie für die Gesellschaft leisten.

Die Achtung vor der Würde des Menschen ist für Josef Krebs von zentraler Bedeutung. Ebenso geht es seinen Kollegen: Sieben Männer und eine Frau gehören zur Fernfahrerseelsorge in den süddeutschen Diözesen Rottenburg, Stuttgart, Mainz, Freiburg, Bamberg und Augsburg. Als studierter Theologe mit einer Ausbildung zum Pastoral-Referenten möchte Krebs aber ausdrücklich niemanden bekehren, sondern einfach helfen, wo es nötig ist. Er selbst empfindet seine Arbeit als Berufung, aus der er persönlich viel Kraft schöpft: „Es ist nicht nur ein Geben, sondern wir bekommen von den Menschen, denen wir helfen, etwas zurück. Wenn es ihnen offensichtlich gutgetan hat, dass sie reden konnten und ihnen jemand zugehört und versucht hat zu verstehen.“

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