Drei Jahre zum Berufskraftfahrer
22.06.2017 | Olaf Thiel

Gesunde Trucker hinterm Lenkrad

Gesunde Trucker sind keine Selbstverständlichkeit. Berufskraftfahrer leiden oft an Bewegungsarmut und gesundheitlichen Problemen. Wie sich Trucker im Alltag fit halten können und Lkw-Hersteller deren Alltag erleichtern, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag.

Der Beruf des Lastwagenfahrers begünstigt Übergewicht und Fettleibigkeit. Lange Sitzzeiten, ungünstige Essgewohnheiten, kaum Chancen auf Bewegung und Termindruck sind Faktoren für eine kaum vermeidliche Spirale. So verwundert es nicht, dass beispielsweise in den USA fast 90 Prozent der Lkw-Fahrer als fettleibig gelten. Der Daimler-Konzern stellt daher gesunde Trucker bewusst in den Mittelpunkt seiner Forschungsaktivitäten. Seit 2006 entwickelt die Abteilung Condition Ideen und Lösungen, um die Arbeits- und Lebensbedingungen für den Trucker zu verbessern. Wie kann man der gesundheitsschädlichen Monotonie, die sich während der Fahrten breit macht, entgegenwirken? Wodurch können Fahrer in ihrer Kabine besser schlafen? Welche Maßnahmen helfen zur Aktivierung von Muskeln und Gelenken? Das Daimler-Team hat gemeinsam mit Forschungseinrichtungen schon zu einer Reihe von Themen für gesunde Trucker geforscht.

Unternehmen tun etwas für gesunde Trucker

Eine Trainerin erklärt den Umgang mit dem „TopFitTruck“. Foto: Mercedes Trucks

Verbesserungen für den Trucker-Alltag

Seit 2009 fließen die gewonnenen Ergebnisse kontinuierlich in einen Zugmaschinen-Prototypen – den TopFit Truck, ein. Ob verbesserter Schallschutz, ein Massagesitz zum Powernapping, eine Belüftungsanlage mit entspannenden Düften, ein integrierter Seilzug und ein Monitor, auf dem Fitnessübungen für die Fahrerkabine abgespielt werden  – viele der Erfindungen sind bereits in die Konzeption und Produktion der neuen Actros-Modelle eingeflossen. Auch das Besteigen und Verlassen einer Fahrerkabine steht im Fokus der Entwicklungen. Gerade für ältere Fahrer ist das eine enorme Herausforderung im Alltag. Daimler Trucks nutzt 3D-Simulationen, um ergonomische Abläufe zu testen. Der Zulieferer EDAG hat zwei Ein- bzw. Ausstiegshilfen konstruiert, die sich sogar nachrüsten lassen. Das Prinzip der „Lift-Plate“ ähnelt einem Treppenlift, die den Fahrer im Stehen nach oben oder unten fährt. Das „Power-Grip“ verfügt über eine herausfahrbare Klappstufe unter den herkömmlichen Trittstufen sowie Haltegriffe.

Eine 3D-Demonstration von Daimler Trucks zum gesunden Einsteigen ins Fahrerhaus. Grafik: Mercedes

Gesunde Trucker – Fit auf Achse

Doch es braucht in erster Linie auch Eigeninitiative der Tucker. Wie sich ein Fahrer unterwegs fit halten kann, ist Kern von „DAF Bockstark – das Trucker Workout“. Auf der Website der im April 2017 gestarteten Initiative stehen Tutorials frei zugänglich zum Abruf, um in Eigenregie typischen körperlichen Beschwerden wie Rückenproblemen, Nackenschmerzen oder Übergewicht entgegenzuwirken. Aktuell umfasst das Archiv 15 Fitnessvideos. Darin zeigt ein Fitness- und Ernährungsexperte praktische Übungen, die sich ohne viel Aufwand in den Fahreralltag integrieren lassen, sei es auf dem Rastplatz oder in der Fahrerkabine. Auf der Facebook-Seite des Herstellers DAF tauscht sich die Community über Erfahrungen aus. Auf dem ersten kostenlosen Fitnesspark für Berufskraftfahrer in Deutschland können die Tipps gleich angewandt werden. Dieser befindet sich im Truck Center Lauenau an der A2 westlich von Hannover und ist rund um die Uhr geöffnet.

Initiator ist die gemeinnützige Stiftung Truckers Life Foundation aus Polen. Die Geräte ermöglichen ein Ganzkörpertraining für verschiedene Muskelgruppen. Experten raten generell, dass bei einer lange Fahrt im Auto oder im Lkw Bänder, Gelenke und Knochen alle paar Stunden wieder bewegt werden müssen. Ganz bewusst wurde der Parcours unter freiem Himmel errichtet, damit die Pausen an der frischen Luft verbracht werden. Im Nachbarland hat die Stiftung landesweit bereits über 50 solcher Anlagen an Raststätten und Tankstellen für Fernfahrer etabliert. Und weitere Standorte sollen folgen, auch in Deutschland und Tschechien. Die erfolgreiche Initiative geht auf eine Gruppe polnischer Berufsfahrer zurück. Ihr Ziel ist es, die vielen Verkehrsunfälle zu reduzieren, die meist durch akute Müdigkeit sowie psychische und körperliche Beschwerden bedingt sind.

Es ist angerichtet

Sport kann aber nur in Kombination mit der richtigen Ernährungsweise nachhaltig etwas bewirken. Die Ökotrophologin Manuela Marin rät Truckern eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern am Tag. Das sorgt für eine geregelte Verdauung und reduziert Kopfschmerzen. Wenn es wie jetzt so heiß ist, dann noch mehr. Brummifahrer sollten daher immer ausreichend Getränke mit an Bord führen. Die besten Durstlöscher sind Mineralwasser oder mit Wasser verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte. Auch Kräuter- und Früchtetees eignen sich. Was überhaupt nicht empfohlen wird, sind Cola und Limonade aufgrund ihres hohen Zuckergehalts. Ebenso sollten sie zu viel Kaffee vermeiden.

Gerade die Speiseangebote auf den Autohöfen und Raststätten sind nicht ausgewogen, enthalten zu viel Fett und Salz. Marin empfiehlt daher das Selberkochen. Aber wie macht man das unterwegs, ohne Einbauküche an Bord und mit Terminstress? Inspiration gibt die Dekra mit ihrem Buch „Sternköche – Preiswerte und gesunde Rezepte für Lkw-Fahrer“. Das Buch umfasst 40 Rezepte und zeigt, wie man selbst in einer 45-minütigen Pause ein vollwertiges Gericht zubereiten und in Ruhe genießen kann. Wohl bekomms!

Hähnchen, Reis und Gemüse sind laut Kochbuch perfekt für das Kochen am Lkw – und eine gesunde Alternative zum Rasthof. Foto: panthermedia

 

Hier könnt Ihr noch mehr zum Thema gesunde Trucker lesen:

http://www.gesunde-trucker.com/

Kommentare (1)

Martin Stablhofer
08.01.2018 19:52

Nicht der Beruf des Lastwagenfahrers begünstigt Übergewicht und Fettleibigkeit. Die industriell gefertigte Nahrungszufuhr und falsche einseitige Fettsäuren verursachen am Körper Strukturschäden. EIne Fettleibigkeit bedeutet Ersatzleber und Gifte werden dabei in Fettdepos angelegt.

Vor allem der industrielle (weiße) Zucker leistet dabei in versteckter Form eine recht gute Arbeit. Als Berufskraftfahrer greift man am Rasthof selten zu einem Vitalteller. Selber Kochen wird in den wenigsten Fällen mit Aufwand betrieben. Vor allem in den neuen Fahrerkabinen wird ungern gekleckert.

Der Körper kann sich durch bioverfügbare Mineralien und Vitamie gut selbst reparieren. Mit Industriell gefertigter Nahrung werden leider mehr Mineralien entzogen als zugeführt. Der Alterungsprozess beginnt und die Strukturschäden werden sichtbar.

Daher zahlt es sich auch als Berufskraftfahrer aus leichte und vitalreiche Kost zu konsumieren. Der Arzt freut sich dabei weniger, der Körper umso mehr...;-)