24.01.2017 | Olaf Thiel

Deutschland ist großer Markt für alternative Antriebe

Die Zeiten, in denen Lastkraftwagen gleichbedeutend mit Dieselfahrzeugen waren, dürften bald vorbei sein. In Deutschland werden in zehn Jahren immerhin 13 Prozent der neu zugelassenen Nutzfahrzeuge über alternative Antriebe verfügen. Das zeigt die aktuelle Studie „LKW-Märkte im Umbruch“ von der Unternehmensberatung Deloitte.

Die Nutzfahrzeugbranche denkt um. Spätestens seit der IAA 2016 sieht auch das breite Publikum, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt sind. Fahrzeughersteller und Zulieferer haben dort ihre Ideen für alternative Antriebe und kraftstoffsparende Assistenzsysteme präsentiert. Auch die Deloitte Studie bestätigt: Im Segment der Nutzfahrzeuge seien die alternativen Antriebe von der Kriech- auf die Überholspur gewechselt.

Alternative Antriebe auf dem Vormarsch

Elektroantriebe und andere Alternativen werden bei den Nutzfahrzeugen künftig eine entscheidende Rolle spielen. Als größter europäischer Markt gehe Deutschland voran, so die Studie.

Den Urban eTruck hat Mercedes-Benz Trucks auf der IAA 2016 vorgestellt. Foto: Mercedes-Benz Trucks

Schon zu Jahresbeginn 2016 waren hier rund 32.500 leichte, mittelschwere und schwere Lkw mit solchen Motoren zugelassen. Binnen zehn Jahren werde der Anteil hybrider oder vollelektrischer Antriebe auf ungefähr ein Fünftel des Gesamtbestands ansteigen. Dabei rechtfertigen nicht zuletzt die Kundenerwartungen die entsprechenden Investitionen.

Erdgas für Fernstrecken

Im innerstädtischen Verteilerverkehr und beim kontinuierlichen Stop-and-Go kann der Hybridantrieb seine Stärken ausspielen. Daher kommt er vor allem bei kleineren Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Im Fernverkehr hingegen lohnt sich der Einsatz von Erdgasfahrzeugen aufgrund ihrer hohen Laufleistung und den Verbrauchsvorteilen von bis zu 40 Prozent gegenüber Dieselmotoren. Dabei wird auf weiten Strecken vor allem Flüssiggas genutzt, während sich komprimiertes Gas eher auf mittleren Routen rechnet. Das schauen wir uns im Toll Collect-Blog in einem späteren Beitrag genauer an.

Umfassende Telematik-Ausstattung wird Standard

Außerdem hat Deloitte in der aktuellen Studie einen Blick auf das Themenfeld Digitalisierung in der Logistik geworfen. Das Ergebnis: Telematik spielt bereits heute eine wichtige Rolle. Ihre Effizienz- und Kostenvorteile werden jedoch künftig noch erfolgskritischer für die einzelnen Anbieter sein.

Die Logistik wird zunehmend durch den Einsatz von Apps bestimmt

Telematik-Lösungen gewährleisten eine umfassende Fahrzeugüberwachung, erhöhen die Sicherheit des Fahrers und optimieren das Flottenmanagement. Ob kraftstoffsparendes Platooning in Gestalt dicht hintereinander fahrender Lkw, ob Ride- und Truck-Sharing oder völlig autonome Fahrzeuge: Ohne den massiven Einsatz von Telematik rollt in zehn Jahren vermutlich kein einziges Lkw-Rad mehr. Telematik-Services auf unterschiedlichen oder vereinheitlichten Plattformen kommt dabei eine zentrale Rolle im Wettbewerb zu.

Konsolidierung der Flottenbetreiber setzt Hersteller unter Druck

Eine weitere Erkenntnis für die Logistikbranche in Deutschland: Die kommenden Jahre werden eine radikale Konsolidierung bringen. Verfügt in Deutschland heute ein Viertel der Flottenbetreiber über mehr als 100 Fahrzeuge, so wird sich dieser Anteil sukzessive um ganze zehn Prozentpunkte erhöhen. Das setzt kleinere Unternehmen unter starken Druck. Gegenüber den Lkw-Herstellern gewinnen die großen Flottenbetreiber damit an Verhandlungsmacht. Diese können jedoch mit Konzepten wie dem Truck-Sharing zum Abfedern von Auslastungsspitzen sowie mit neuen Servicemodellen für ihre Händler dagegenhalten.

Die komplette Studie zum Download gibt es hier: http://ots.de/zOP79

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