Lkw auf Teststrecke für eRoad, Strom aus der Straße
05.06.2018 | Olaf Thiel

Carrerabahn für den E-Lkw

E-Lkw, also elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge sollen in Zukunft über die Fahrbahn mit Strom versorgt werden.

Wenn in Zukunft E-Lkw durch die Welt rollen, warum sollten sie sich nicht einfach während der Fahrt Strom tanken? Spezielle Fahrspuren könnten das ermöglichen. Während in Deutschland emsig an Teststrecken für den Oberleitungs-Lkw gearbeitet wird, ist in Schweden vor kurzem die erste elektrifizierte Straße der Welt in Betrieb gegangen. Die Idee klingt, als sei sie von der Carrera-Bahn im Kinderzimmer inspiriert: Über Leitungen können E-Lastwagen und -Autos per Stromabnehmer Energie beziehen, um ihre Batterien unterwegs aufzuladen. Anders als bei bisherigen Ansätzen übermittelt die Schiene den Strom per Kontakt und nicht über Induktion.

Teststrecke in Schweden: Der Strom kommt aus der Straße. Foto: NCC Joakim Kröger

Straße als Zapfsäule für E-Lkw und E-Autos

Die als eRoadArlanda getaufte Teststrecke liegt zwischen dem Luftfrachtterminal des Flughafens Stockholm Arlanda und einem nahe gelegenen Logistikzentrum. Auf einer Gesamtlänge von zwei Kilometern wurden Schienen in den Straßenasphalt eingelassen, die an das Stromnetz angeschlossen sind. Fahrzeuge, die die Technik nutzen wollen, müssen die Ladeelektronik samt Batterie und einen Ausleger an Bord haben.

E-Lkw kommen von DAF

Hersteller DAF liefert die elektrischen 18-Tonner. Foto: eRoad Arlanda

Der Hersteller DAF hat dafür eine Flotte rein elektrisch betriebener 18-Tonner entwickelt, die täglich Fracht auf der Strecke transportiert. Jeder Lkw verfügt über einen beweglichen Kontaktarm im Unterboden für die Stromübertragung. Dieser fungiert als Stromabnehmer und wird automatisch abgesenkt, sobald das System signalisiert, dass das Nutzfahrzeug auf der elektrifizierten Straße fährt. Der leitfähige Zubringerarm senkt sich dann zur Schiene herab. Sensoren registrieren, wenn der Abnehmer sich einhakt, dann fließt Strom. Wird die Fahrbahn wieder verlassen, wird der Stromarm einfach eingezogen.

Ausgefeiltes System

Zu den Vorteilen des induktiven Schienensystems gehört, dass auf ihr Elektrofahrzeuge aller Art fahren können. Der Stromabnehmer lässt sich flexibel an Karosserien von E-Autos, -Bussen und -Lkw befestigen und deren Reichweite damit vergrößern. Ein weiteres Plus ist der geringe Aufwand bei der Verlegung der Schienen in den Belag konventioneller Straßen. Regen, Schnee und Nässe sollen keine Gefahr darstellen. Die Strecke verfügt hierfür über ein ausgefeiltes Drainagesystem.

Auch das Risiko von Stromschlägen etwa für Wildtiere, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer wie Motorradfahrer wird von den Initiatoren ausgeschlossen. Die Schiene ist lediglich 15 Millimeter schmal und entsprechend tief versenkt, dass niemand Gefahr läuft, einen Stromschlag zu bekommen. Zudem ist Fahrbahnoberfläche geerdet, dabei liegt die stromführende Schiene unterhalb der eigentlichen Führung. Es stehen nur jeweils die Abschnitte unter Strom, die gerade von einem E-Lkw oder -Pkw mit Stromabnehmer befahren werden. Außerdem sind die Kontaktarme so konstruiert, dass sie mühelos Regenwasser, Kies oder Blätter aus den Schienen verdrängen können.

Elektrifizierung des Verkehrsnetzes als Staatsziel

Der Test ist auf anderthalb Jahre ausgelegt. Ziel des Projekts ist es, Erfahrungen und Entscheidungsdaten für die Elektrifizierung wichtiger inländischer Hauptverkehrsadern zu gewinnen. Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnte Schweden das Streckennetz weiter ausgebauen. Nach Schätzungen der Planer würde eine groß angelegte Einführung der Technik umgerechnet mehr als 7,5 Milliarden Euro kosten. Auch in Deutschland besteht Interesse an solchen E-Straßen. Die Bundesrepublik und Schweden vereinbarten jüngst ein gemeinsames Projekt zur Elektrifizierung des Ferngüterverkehrs. Dabei geht es um länderübergreifende Strategien, mit denen Lkw während der Fahrt mit Strom versorgt werden können.

E-Lkw in Deutschland: Gefördert und von der Lkw-Maut befreit

Derzeit gibt es rund 12.000 E-Lkw in Deutschland. Um für den Umstieg weitere Anreize zu schaffen, beabsichtigt die Bundesregierung, Elektro-Lastwagen von der Lkw-Maut zu befreien. Die Regelung soll ab dem 1. Januar 2019 in Kraft treten. Durch die Befreiung von der Maut können Spediteure im Jahr durchschnittlich rund 5.000 Euro für jedes E-Nutzfahrzeug ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht einsparen.

Zudem hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eine Förderrichtlinie für energieeffiziente bzw. CO2-arme Lkw vorgelegt. So beträgt der Zuschuss für eine Sattelzugmaschine mit Elektroantrieb bis einschließlich zwölf Tonnen künftig 12.000 Euro, für schwere Nutzfahrzeuge ab 12 Tonnen 40.000 Euro. Pro Unternehmen ist der Zuschuss auf 500.000 Euro begrenzt. In diesem Jahr stehen insgesamt zehn Millionen Euro zur Verfügung. Erste Anträge können voraussichtlich noch im Sommer beim Bundesamt für Güterverkehr gestellt werden. Das Förderprogramm ist zunächst bis Ende 2020 befristet.

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